In den Vorstadtvierteln der europäischen Großstädte sind die Immigranten der zweiten und dritten Generation am anfälligsten für die ideologischen Verheißungen der Islamisten. Der algerische Intellektuelle Fouad Allam hat sie besucht und über die Widersprüche, in denen sie leben, ein spannendes und vieldiskutiertes Buch geschrieben.
Die Idee, Religion und Politik würden im Islam zusammenfallen, treibt uns Fouad Allam gründlich aus. Dabei geht er als einziger unter den modernen Islamwissenschaftlern religionssoziologisch vor.
Es gibt nicht mehr auf der einen Seite den Islam und auf der anderen den Westen, sondern den Islam und den Westen in ein und demselben globalen Dorf. Diese Grundthese illustriert Allam am Berufsbeispiel des Ingenieurs: Es ist nicht mehr der Stammeshäuptling oder der Scheich, der den Ingenieur aus religiösen Gründen als Geisel nimmt oder tötet, sondern der Ingenieur selbst revoltiert gegen sein eigenes traditionelles Bezugssystem und bringt neue Technologien in die islamische Welt. Dagegen kämpfen die Fundamentalisten - auf ihrer Suche nach dem vollkommenen Menschen - und finden Gehör in den europäischen Immigrantenvierteln.